Die Bilder der Ceausescus - wie sie erschossen im Innenhof einer Militärkaserne lagen, hingerichtet nach einem Eilprozess
- gingen um die Welt. Jahrelang stand die Kaserne in der südrumänischen Stadt Targoviste leer. Jetzt flanieren Touristen durch Räume und Innenhof.
In der Militärkaserne im südrumänischen Targoviste kann man eine Zeitreise unternehmen. In einem Saal stehen gusseiserne Feldbetten
mit durchgelegenen Matratzen, die das luxusverwöhnte Diktatoren-Paar vorgefunden hatte. Statt zu meutern, wähnten sich die beiden in Sicherheit.
Ceausescu ahnte damals nicht, dass er nur noch von Verrätern umgeben war. Kemenici gehörte dazu. Er täuschte seinem Staatschef
vor, ihn zu beschützen. In Wirklichkeit hatte er den Diktator bis zum Gerichtsverfahren gefangen zu halten - auf Befehl der neuen Machthaber aus Bukarest.
Im einst improvisierten Gerichtssaal in der Kaserne tönt jetzt aus Lautsprechern die Originalverhandlung, in der das Präsidentenpaar
kurzerhand zum Tode verurteilt wurde. Es war ein Schauprozess, meint Historiker Stelian Tanase
Über die Drahtzieher des Ceausescu-Sturzes erfährt man in der Militärkaserne nur wenig. In Rumänien sind es prominente Figuren, die
jahrelang hochrangige Posten in Politik, Wirtschaft, Geheimdienst und Militär besaßen.
Trotz stockender Aufarbeitung: Erinnerungen und Legenden rund um die machtbesessenen Ceausescus werden in Rumänien längst vermarktet.
Nicolae Ceausescus Geburtshaus - eine Bauernkate - steht Besuchern offen, ebenso sein Mega-Palast in Bukarest, das Symbol für Größenwahn und Personenkult schlechthin. Über 100.000 Touristen kommen jährlich.
Was keiner gern zugibt: Voyeurismus schwingt beim Besuch der Prunkstätten von Diktatoren wohl immer mit. In der Hinrichtungsstätte
von Targoviste wird jetzt sogar das Grauen vermarktet. Moralisch sei das nicht, meint Historiker Stelian Tanase
In der Militärkaserne in Targoviste hat man selbst die verputzten Einschüsse an der Hinrichtungsmauer freigekratzt, wo die beiden Ceausescus
mit Gewehrsalven getötet wurden. Nur eines will man nach 24 Jahren Revolution den Touristen nicht anbieten: die Hocktoiletten, über die schon Ceausescu moserte.