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Land
der Weine - Seite 2
Freudengeschrei
Hat Burebista,
wenn auch nur teilweise, die Weinberge der Dakier entwurzeln
lassen? Es bleibt ein Rätsel, das
wahrscheinlich nie gelöst wird. Es ist sicher, dass im zweiten
Millennium die Wojewoden (Fürsten), die in den drei Rumänischen
Ländern herrschten, aus dem Weinberg und Wein ein richtiges
Wappen ihrer Herrschaft machten.
Seit
Jahrhunderten in Moldau und Walachei hatte der Mundschenk-
der den Pokal des Fürsten bei Festessen
und auch bei anderen Feiern füllte - eines der bedeutendsten Ämter
der hohen Beamten im Staate inne.
Am Fürstenhof wie auch in den herrschaftlichen
Häusern – einige können auch heutzutage besichtigt
werden - trank man junge und alte Weine von bester Qualität,
die meistens von einheimischen Weinrebenarten stammten. Viele
der Gästen der Wojewoden wie auch die Chronisten jener Zeiten
machten deftige Notizen über die Üppigkeit der Essen
und den außergewöhnlichen Weinverbrauch, über
das Pittoreske einiger Rituale, die bis heute überdauerten.
Die Traubenlese
war immer ein großes Fest
bei den Rumänen. Die Kämpfe wurden verschoben und dringende
Angelegenheiten am Fürstenhof vertagt; die Wojewoden schlugen
das Lager mitten in den Weinbergen auf, und die Volksmusikorchester
spielten vom Morgen bis zum Abend. Das Freudengeschrei kündigte
die Mostherstellung in Eichenweingefäßen, das durch
Männer übernommene Auftreten der Trauben, an. Das ist
ein archaisches Ritual, voller Poesie, das man in einigen Weinkellern,
zur Vergnügen der Touristen, ansehen kann. Ausnahmslos besaßen
alle Fürsten weite Weinberge, in denen der Wein – ein
hochgeschätztes Ausfuhrprodukt – nicht nur in Rußland
und Polen, Ungarn und Österreich reifte. Gleichzeitig stellen
die Weinreben, im allgemeinen, eine wichtige Einkommensquelle
für die Schatzkammer des Landes dar, und aus diesem Grund
erfreuen sie sich einer besonderen Aufmerksamkeit. Einige der
wichtigsten Wojewoden – von Radu dem Ersten, Petru Musat,
Mircea der Alte, Alexandru der Gute, Stefan dem Großen
oder Petru Rares bis Mihai dem Mutigen, Matei Basarab oder Constantin
Brâncoveanu- verbanden für immer ihre Namen mit den
Weinbergen, die für sie von großem Wert waren. Man
kann beispielsweise nicht von Cotnari sprechen, ohne an den berühmtesten
Wojewod von Moldau, Stefan den Großen, zu denken, dessen
Tod ein halbes Jahrtausend zurückliegt.
Eigentlich
verdanken wir die wichtigsten Informationen über
die Weinberge und Weine dieser Provinz dem gelehrten Prinzen,
Dimitrie Cantemir, Verfasser des berühmten Werks “Descriptio
Moldaviae”, erschienen zu Anfang des 18. Jahrhunderts,
auf Wunsch der Akademie aus Berlin… Es gibt wichtigen Aufschluß darüber,
welchen Stellenwert der Weinbau nicht nur für diese Periode
sondern auch für das ganze rumänische Mittelalter hatte: “Alles
andere Vermögen der Erde wird von den besonderen Weinbergen übertrumpft,
die auf einem weiten Stück Land zwischen Cotnari und der
Donau in Reihe aufgestellt wurden”. Spuren der Fürstenhöfe,
fürstliche Häuser, Dachböden und tiefe Keller – die
meisten befinden sich in alten Klöstern und Kirchen, die
als Stifte derselben Fürsten dienen – sind heutzutage
einige der interessantesten Attraktionspunkte auf dem Weg der
Weinberge und des rumänischen Weins.
Loblieder
mit Pokalen in den Händen...
Ü ber Jahrhunderte des zweiten Jahrtausend
hinweg machten die fremden Reisenden auf ihrem Wege durch Rumänien
viele interessante Notizen über die bekannte Weinbergfläche
und die Weinqualität. In einem um 1541 in Wien veröffentlichten
Werk konnte zum Beispiel Georgius Reichersdorffer seine Bewunderung
für Moldau nicht verhehlen, dessen Länder “Wein
und Gerichte überreichlich zur Verfügung stellen”.
Seinerseits notierte Charles de Joppecourt: “Es gibt in
diesem Land so schöne und weinreiche Hügel, so dass
sich mit Weinen nicht nur Moldau begnügt, sondern sie auch
nach Polen und nach anderen Nachbarländern ausgeführt
werden ”.
Gegen
1788 konnte sich selbst der österreichischer
Konsul Raicevich mit Lobpreisung nicht zurückhalten: “In
Moldau ist der Hügel der Odobesti berühmt, der einen
sektähnlicher Wein liefert, der nach Rußland ausgeführt
wird. Der Weinberg, der so wertvoll für sein Produkt ist,
verdient hier den ersten Platz, sowohl wegen seiner großen
Quantitäten als auch wegen der ausgezeichneten Qualität
dieser Weine”.
“ Die
Weine aus Piatra, Sakoeni und Râmnic – notierte
S. Béllanger in einer 1846 erschienenen Schrift – haben
eine ähnliche Qualität wie die Weine von Vouvray. Sie
sind gelb wie der Topas…” Aber die fremden Gäste
begeisterten sich nicht nur an den Weinen der Weinberge Dealu
Mare, aus der Walachei, sondern auch an denen aus Stefanesti,
Dragasani, Sâmburesti, Segarcea oder Corcova. Erwähnt
werden muß noch, dass 1173 die Weine aus Siebenbürgen,
die in Venedig Herzogtum so hochgeschätzt wurden, von bestimmten
Abgaben – vergleichbar mit den heutigen Steuern - befreit
wurden. Ein aus einem Weinberg neben Alba Iulia stammender Auszug
von Furmint erhielt 1883 das höchste Lob beim Internationalen
Weinwettbewerb in Wien.
Wir werden
diese Reihe nicht beschließen,
ohne den Dichter, den lieben Publius Ovidius Naso zu zitieren,
der ins Dobrudschanische Tomis verbannt worden war, wo er im
Jahre 17 n.Chr. seine Reise auf der Erde beendete. Der Zeitgenosse
Christus wurde von Festen bezaubert, die Bacchus gewidmet wurden – vielleicht
wurden sie aber auch der örtlichen Gottheit, Sabazios, gewidmet: “Das
ist der Tag, an dem, wenn ich mich nicht irre, Oh Bacchus, die
Dichter Dich lobpreisen! Wohlriechende Kränze setzen sie
auf Deine Stirn und mit Pokalen in den Händen singen sie
Dir Loblieder."